Hartnäckigkeit

Erfolgreich zu sein setzt zwei Dinge voraus: Klare Ziele und den brennenden Wunsch, sie zu erreichen.
— Johann W. Goethe

03.10.2024

Ich nutze den Sonnenaufgang für einen Drohnenflug über Zadar. Bevor es losgeht, fahren wir noch kurz zur Meeresorgel. Das Wasser spielt hier die Musik.

Danach möchte sich Martin noch ein schnelles Ladekabel kaufen, und nach einigem Suchen finden wir einen geeigneten Laden. So kommen wir relativ spät aus Zadar heraus, was sich später noch rächen wird. Unterwegs treffen wir eine Familie aus Kanada mit drei Kindern im geschätzten Alter zwischen 9 und 14 Jahren, die auf einer Weltreise sind, aktuell von Frankreich nach Istanbul fahren und von da nach Asien fliegen möchten. Beeindruckend. Inspirierend.

Auch treffen wir einen jungen Radreisenden aus Italien, der sich mit einigen Problemen herumschlägt. Seine Kreditkarte funktioniert aus ungeklärten Gründen nicht, und wegen des Regenwassers ist nun auch sein Handy ausgestiegen. Zum Glück hat er es nicht weit bis nach Hause. Er sollte es morgen Abend auf eine Fähre in Split zurück nach Italien schaffen, meint er. Dann hat Martin einen Platten am Hinterrad und die falschen Schläuche dabei. Zum Glück befindet sich ein Fahrradshop in der Nähe. Dies wäre in Bosnien oder Montenegro wohl nicht der Fall gewesen, jedenfalls nicht auf dem Land. Die Reparatur dauert.

Wir sollten es heute allerdings unbedingt bis nach Murter schaffen, sodass wir morgen hoffentlich die Kornaten-Inseln mit dem Boot besuchen können. Die Touren starten frühmorgens ab einem kleinen Fischerdorf, eine Übernachtung möglichst nahe an Murter ist deshalb unabdingbar. Die letzten Kilometer werden somit stressig. Gar nicht im Sinne von Martin. Doch ich bestehe hartnäckig auf dem Tagesziel Murter. Dies, obwohl ich nicht einmal sicher weiss, ob wir morgen tatsächlich eine Tour finden werden. Ich hatte am Vorabend zwei Anbieter kontaktiert: Einer meinte, er mache zu dieser Jahreszeit keine Touren mehr, und der andere hatte noch nicht geantwortet.

Wir schaffen es auf die Halbinsel und finden in der Nähe von Murter einen schönen Platz zum Wildcampen, direkt am Meer.

Dies beschwichtigt Martin ein wenig. Wenn es allerdings mit der Tour morgen nicht klappt, war der ganze Stress umsonst und grosser Ärger vorprogrammiert – vor allem, weil Martin Touristenattraktionen sonst eigentlich grossräumig umfährt. Doch ich habe ein gutes Gefühl und bin optimistisch. Zweckoptimismus vielleicht?

Am darauffolgenden Morgen regnet es leicht. Ich telefoniere mit dem zweiten Tourenanbieter, der noch nicht geantwortet hatte. Er sagt, er habe zwar eine Tour mit einer grösseren italienischen Reisegruppe, doch bei Regen sei auf seinem Boot nicht genügend Platz für uns. Ich bleibe hartnäckig. Wir nehmen auch gerne im nicht überdachten Bootsteil Platz, sage ich ihm, im Hinterkopf die Wetterprognose, welche rasche Verbesserung verspricht. Schlussendlich willigt er ein.

Dies bestätigt meine Erfahrung, dass es oft belohnt wird, wenn man ein Ziel unbedingt erreichen will und dementsprechend hartnäckig verfolgt. Wir hatten allerdings auch Glück auf unserer Seite: Zu dieser Jahreszeit hat auch er kaum noch Touren. Er braucht mindestens zehn Mitfahrende; seine letzte Tour war vor etwa zehn Tagen, die nächste wird in ungefähr zehn Tagen sein. Wir sind das einzige Touristenboot, das heute aus dem Hafen fährt. Uff! Ich hätte nicht gedacht, dass hier jetzt schon so wenig los ist.

Die Fahrräder dürfen wir auf dem Dach des Boots mittransportieren.

Der Regen hört noch vor der Abfahrt auf.

Der Tagesausflug zu den 89 Inseln ist traumhaft. Sie sind alle in Privatbesitz von Einheimischen aus dem Dorf.

Der Besitz berechtigt zum Fischen im Gebiet.

Teilweise sind die Inseln in geteiltem Besitz, was an Steinmauern zur Markierung zu erkennen ist, insbesondere auf der 21 km langen und grössten Insel. Es bleibt sonnig mit vereinzelten Wolken, die die Landschaft mit ihrem Schattenspiel nur noch spannender machen.

Auf der Rückfahrt sehen wir ganz viele Segelboote, es ist Wochenende und mit dem Wind perfektes Wetter dafür. Es scheint, als sei das hier jedermanns und -fraus Hobby. Ich bin froh und glücklich; auch für Martin, dem die Tour sehr gefällt und auch ihn für den gestrigen Stress entschädigt. Und sein Vertrauen in mich und meine Routenpläne stärkt.

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