Ich versuche dies mittels eines Videos festzuhalten.
Plötzlich tritt ein Typ in Militärkleidung auf mich zu.
Sofort beende ich die Aufnahme. Mit ernster Miene fragt er mich, ob ich Muslim sei. Mir rutscht das Herz in die Hose. Was nun? Ich fühle mich ertappt, Panik macht sich breit. Einen kurzen Moment schiesst es mir durch den Kopf, wegzurennen. Ich sei es mir am überlegen, Muslim zu werden, entgegne ich ihm, da ich ein klares "Nein" unter allen Umständen verhindern will. Er fragt mich nach meinem Pass. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihm diesen auszuhändigen. Er macht ein Foto davon. Wegrennen ist spätestens jetzt keine Option mehr. Ich fühle mich ausgeliefert. Was wird jetzt mit mir passieren? Werde ich gar im Gefängnis landen? Alles scheint mir möglich. Bilder eines saudischen Gefängnisses meiner Vorstellung tauchen vor meinem inneren Auge auf. Ich versuche ruhig zu bleiben, was mir angesichts all dieser in Sekundenbruchteilen aufploppenden Gedanken nur schwerlich gelingt. Mein Puls rast. Ich sei vor kurzem mit der Rolltreppe hochgekommen und habe nicht gewusst, dass ich dann bereits mitten auf dem Vorplatz der Moschee sei, versuche ich zu beschwichtigen. Das stimmt ja auch, bis auf das "vor kurzem".
Er merkt mir meine Nervosität an und fragt mich, wie mir denn Saudi Arabien bisher gefalle und wo ich überall schon gewesen sei. Ein Steilpass um die Sympathie- und Komplimente Karte zu spielen. Allerdings gar nicht so einfach in meinem aktuellen Schockzustand. Doch ich versuche trotz Panik möglichst begeistert von Saudi Arabien zu erzählen.
Als nächstes verlangt er nach meiner Kamera, mit der ich vorhin und auch schon den ganzen Nachmittag immer mal wieder gefilmt habe. Hoffentlich findet er all die Aufnahmen nicht! Soweit ich weiss, kann man sich die Aufnahmen auf dem Gerät nicht anschauen, sondern erst nachher auf einem Laptop, was ich ihm auch mitteile (erst viel später finde ich heraus, dass dem nicht so ist). Er findet glücklicherweise keine Aufnahmen, glaubt mir und unterlässt es auch, sich die Daten in einem Computer anschauen zu gehen. So händigt er mir meine Kamera wieder aus. Ich solle die Daten zuhause sofort löschen und nun sofort von diesem Ort verschwinden. Ob ich denn eventuell Probleme bei der Ausreise bekommen könnte, möchte ich noch von ihm wissen, immerhin hat er ja meinen Pass fotografiert. Er verneint.
Durchatmen. Und sofort von diesem Platz verschwinden.
Alle um mich herum beten bereits. Eine riesige Masse, ein riesiger Platz, alles voll mit betenden Menschen. Ich bekomme es nur noch aus dem Augenwinkel mit. So schnell wie möglich weg hier, ist mein einziger Gedanke. Bald finde ich mich in hohen Hoteltürmen wieder. Macht Sinn, dass diese Gegend hier, gleich neben der wichtigsten Moschee der Stadt, bei religiösen Touristen beliebt ist. Nur langsam kommt mein Puls etwas herunter. Das ist gerade nochmals gut gegangen! Ich bestelle ein Uber-Taxi. Das kommt allerdings ewig nicht. Schlägt da vielleicht bereits das Karma zu? Schlussendlich klappt es dann doch noch. Im Hotel angekommen lösche ich als erstes die Videodateien auf der Speicherkarte. Nicht, dass das bei der Ausreise oder noch vorher doch noch zu einem grösseren Problem wird. Was für ein Tag!