Wild

Mehr Wildnis wagen heisst mehr Leben spüren.
— Unbekannt

30.10.2024

Mein Plan war es eigentlich, einen Teil des wilden Vjosa-Flusses mit dem Fahrrad hochzufahren. Allerdings habe ich in wenigen Tagen mit meiner Mum und meinem Bruder abgemacht, die mich in Griechenland ein paar Tage mit einem Mietauto begleiten möchten.

Deshalb miete ich mir in Sarandë für einen Tag ein Auto. Beim Rausfahren aus der Stadt schwitze ich fast mehr als jeweils auf dem Fahrrad.

Navigieren und gleichzeitig den wilden albanischen Verkehr zu meistern ist ein Kunststück.

Ich erlebe mein blaues Wunder - beim Besuch des Blauen Auges.

Es handelt sich um die wasserreichste Quelle Albaniens, wo das Wasser aus einem Quelltopf aus noch nicht erkundeter Tiefe hervortritt, und ein Flüsschen bildet, das vor Grün und Blau nur so strotzt.

Aus der Drohnenperspektive kommt das so richtig zur Geltung.

Leider wurde dieser tolle Kraftort in meinen Augen etwas dem Tourismus geopfert: Es hat Verkaufsstände beim Parkplatz und Restaurants ganz in der Nähe der Quelle, und man kann sogar E-Trottinetts mieten und damit auf einer betonierten Strasse vom Parkplatz fast bis zur Quelle fahren. Ich bin natürlich gelaufen.

Ich fahre weiter und mir gelingen ein paar weitere tolle Drohnenbilder des wilden Hinterlandes. Bei Ankunft im Tal des Vjosa-Flusses ist es bereits am Eindunkeln, und ich sehe nicht mehr viel.

Seinem starken Mäandrieren setzen nur die hohen Berge auf beiden Seiten Grenzen. Ich fahre zu einem Flussbett runter, wo ich im Auto übernachte, nicht ahnend, wie die Landschaft um mich herum aussieht.

Fantastisch sieht sie aus, wie mir das Morgenlicht zeigt.

Nach der kalten Nacht weicht der Nebel langsam den Sonnenstrahlen. Die herbstlichen Bäume geben dem Fluss seine verdiente Rahmung. Sie tauchen das ganze Tal in Gold. Ich fahre in ein Seitental hinein und finde heisse Quellen.

Toll, so ein morgendliches warmes Bad in der Natur! Es erinnert mich stark an Island. Dahinter befindet sich ein Canyon, den ich einige hundert Meter hochlaufe. Hinter jeder Kurve zeigt der Canyon ein anderes wildes Gesicht von sich. Irgendwann muss ich die Schuhe ausziehen, damit sie nicht nass werden. Hier ist das Wasser eisig kalt.

Auf der Rückfahrt passe ich mich dem albanischen Verständnis von Verkehrsregel(-nicht-)einhaltung etwas an und schaffe es so, das Auto gerade noch rechtzeitig wieder zurückzubringen. Eingangs Sarandë werde ich allerdings doch noch von einem Polizisten gestoppt. Mit der in Albanien verbotenen Drohne auf dem Beifahrersitz wird allerdings nur kontrolliert, ob ich angeschnallt bin. Gewisse Regeln zu meiner eigenen Sicherheit halte ich natürlich nach wie vor ein. So kann ich weiterfahren.

Am Nachmittag fahre ich mit dem Fahrrad noch einige Kilometer weiter nach Ksamil. Ich habe Lust heute mal etwas in den Ausgang zu gehen. Doch: Hier ist fast alles zu. Die Saison ist auch hier vorbei. Nur die abgedunkelten Bars zeugen davon, dass es hier in der Hochsaison auch wild zu und her gehen kann. Ich finde dann doch noch eine kleine Bar, trinke einen Amaretto sour und gehe so früher ins Hotelbett als gedacht. Eine wilde Nacht sieht anders aus…

Zurück
Zurück

Lichtspiel

Weiter
Weiter

Eiserne Wilma