Meine Reise beginnt damit, dass ich im Hostel in Muskat mit einer älteren deutschen Dame und einer Russin abmache, gemeinsam zum Flughafen zu fahren. Die Russin, die das Taxi für uns bestellt, vergisst in der Taxi-App anzugeben, dass es ein grosses Auto sein müsste. Ansonsten hat mein Fahrrad, das ich am Vorabend zum ersten Mal selbst flugbereit in die Kartonbox verpackt habe, keinen Platz. Und so kommt es, wie zu erwarten: Das Taxi ist zu klein. Die deutsche Dame, die mir mit ihrem grossen Redebedürfnis, ohne jegliches Gespür für ihr Gegenüber, und der damit verbundenen aufdringlichen Art schon im Hostel negativ aufgefallen ist, ist ganz aufgebracht und nervös. Dabei ist ihr Flug erst in gut drei Stunden und sie hat somit noch am meisten Zeit von uns dreien. Ich bereue innerlich bereits, die gemeinsame Fahrt abgemacht zu haben, versuche ruhig zu bleiben und mich nicht von ihrer Nervosität anstecken zu lassen. Doch es wird nicht besser und irgendwann platzt mir der Kragen und ich fordere sie direkt und klar dazu auf, sich zu beruhigen und ruhig zu verhalten. Das wirkt. Und auch, dass das grössere Auto auf Neubestellung dann doch irgendwann da ist. Gut dreiviertel Stunden sind vergangen.
Noch zwei Stunden bis zum Abflug...
Die Fahrt zum Flughafen verläuft reibungslos. Jedenfalls abgesehen davon, dass wir uns belanglose Geschichten über Freunde und Bekannte der deutschen Mitreisenden anhören müssen. Ich hätte lieber der Russin politisch etwas auf den Zahn gefühlt und gefragt, wie gut reisen mit ihrer Staatszugehörigkeit noch möglich ist. Am Flughafen angekommen, zerstreuen wir in verschiedene Richtungen. Meine Taschen mit Plastikfolien zusammenbinden lassen und ab zum Check-in, die Zeit drängt. Bei Qatar-Airways hat man zwei Gepäckstücke à 23 Kilogramm zur Verfügung, wovon eines auch ein Fahrrad sein kann. Da im Hostel keine Waage zur Verfügung stand, musste ich die Gewichtsverteilung auf die beiden Gepäckstücke und das Handgepäck abschätzen. Ich habe mir schon gedacht, dass es bei der Fahrradbox eng werden könnte, habe ich doch noch einige andere Dinge dazugepackt. Ich versuche sie deshalb mit meiner Hand etwas anzuheben, als sie auf der Waage steht. Doch leider ist die Dame am Check-in aufmerksam, befiehlt mir, dies zu unterlassen. So wird tatsächlich ein Übergewicht festgestellt. Gut 150 Franken würden mich die rund drei Kilogramm kosten. Absurd. Ausserdem brauche ich ein Rück- oder Weiterreiseflugticket für das Visa on arrival in Uganda, das ich bereits jetzt vorweisen müsste. Ich erinnere mich nun daran, dies vor einiger Zeit gelesen zu haben, hatte es aber nicht mehr auf dem Schirm. Ich fühle mich wie früher in der Schule, wenn ich die Hausaufgaben nicht gemacht hatte und plötzlich verkündet wurde, dass eine Blitzprüfung ansteht. Nun werde auch ich nervös.
Noch 75 Minuten.
Jetzt noch irgendein Flugticket kaufen? Ich navigiere die breite Box mit dem Trolley aus der Schlange. Ein hastiges Telefonat mit Sofia später weiss ich wieder, dass ich mit einem Fake-Flugticket in weiser Voraussicht bereits für das "Weiterflugticket" gesorgt hatte. Für rund 5 Franken generiert das Programm ein echt aussehendes Ticket für einen realen Flug, natürlich ohne, dass tatsächlich etwas gebucht wird. Das hilft bei unsinnigen Visabestimmungen, die nicht mit einer aussergewöhnlichen Reise wie derjenigen einer so langen Fahrradtour kompatibel sind. Daran erinnern müsste man sich dann halt auch noch. Ich finde das Ticket zum Glück in meinem Mailordner. Ich reisse die Kartonbox auf und fische Material heraus, das ich nun im Handgepäck verstaue. Das Handgepäck werden sie ja wohl kaum wägen. Ein Klebeband hätte ich zwar dabei, dieses ist allerdings in der mit Folien umwickelten Gepäck-Box eingepackt. So bleibt mir nichts anderes übrig, als kurzerhand noch ein Klebeband zu kaufen, um die Fahrradbox wieder zuzukleben. Nun erscheine ich wieder bei der gleichen Check-in Dame, ohne zu wissen, ob ich mit dem "Flugticket" durchkomme. Es tut seine Dienste. Und ohne zu wissen, ob das Gewicht nun tief genug ist. Ist es nicht. Bei gut einem Kilogramm drückt die Dame im Jacket nach Rücksprache mit einem Aufseher aber ein Auge zu. Das Gepäckstück muss ich nach dem Wägen selbst zur Sperrgutabgabe bringen. Perfekt, so landen einige Dinge unbemerkt doch wieder in der Fahrradbox.
Noch 60 Minuten.
Nun zur Pass- und Handgepäckkontrolle. Natürlich eine riesige Schlange davor. Und noch besser, die deutsche Dame vom Hostel, die mir von Weitem zuwinkt. Immerhin kann ich mich so zu ihr vordrängeln, muss mir im Gegenzug dafür allerdings noch ein paar Geschichten über ihre Bekannten anhören. Ich komme beim Gate an.