Dolomiten

Das Leben ist wie ein Spiegel - wenn du hineinlächelst, lächelt es zurück
— Georg Bernhard Shaw

23.09.2024

Die Dolomiten sind eine Wucht! Imposant schrauben sich Tausende Bergspitzen unverkennbar markant in die Höhe. Tiefe Täler liegen neben malerischen Almen, und kristallklare Seen laden zum Baden und Fotografieren ein. Leider kann ich die Dolomiten nur streifen, da mir sonst zu viele Höhenmeter blühen. Von einer früheren Radtour mit dem Rennrad weiss ich, dass es auch viele tolle Pässe in diesem Gebiet gibt. Pässe habe ich hier jedoch keine eingeplant. Höhenmeter mache ich auch so noch genug.

Einige Highlights liegen auf meinem Weg, insbesondere die Seiser Alm, die höchste Hochalm Europas, und der malerische Pragser Wildsee.

Nicht nur auf der Seiser Alm, sondern auch sonst sieht man in der Dolomiten-Region immer wieder kleine Häuschen ohne Fenster. Sie dienen als Aufbewahrungsmöglichkeit für das Heu und sind ein grossartiges Fotomotiv.

Gerne lasse ich die Fotos für sich sprechen.

Für den Pragser Wildsee nehme ich extra einige hundert Höhenmeter in Kauf, auch wenn es fraglich ist, ob sich die Sonne dort zeigen wird.

Nur dann lohnen sich für mich die Höhenmeter, da die Szenerie mit Sonnenlicht sowohl fürs Auge als auch für die Fotolinse um Welten schöner ist als ohne. Zum Baden ist es eh zu kalt. Ich war schon einmal hier und hatte sowohl abends als auch morgens schlechtes Wetter. Ich will dem Pragser Wildsee nochmals eine Chance geben. Der Sonnenuntergang verspricht laut Prognosen noch etwas bessere Chancen auf gutes Wetter. Doch leider will sich die Sonne gar nicht zeigen. Ich überlege, ob ich mir die Nacht auf der kalten Höhe schenken soll. Nein, all die Extra-Höhenmeter habe ich bereits gemacht; auf eine kalte Nacht im Zelt kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ausserdem habe ich beim Hochfahren bereits nach einem Platz zum Wildzelten Ausschau gehalten und vermute eine gute Möglichkeit nicht allzu weit vom See entfernt. Die Stelle stellt sich tatsächlich als ganz praktikabel heraus. In der Nacht höre ich wiederholt Hirsche röhren. Es ist Hirschbrunft. Halleluja, mich locken sie damit nicht an, im Gegenteil. Am nächsten Morgen beachte ich den Wecker zunächst nicht, ist ja wahrscheinlich eh bewölkt, denke ich mir. Als ich dann doch einmal aus dem Zelt herausschaue, sehe ich gutes Wetter und bin sofort hellwach. Schon etwas spät, aber noch vor Sonnenaufgang, klaube ich alles zusammen, was ich zum Fotografieren brauche, lasse das Zelt und alles andere liegen und hetze mit dem Fahrrad zum See. Ich werde nicht enttäuscht. Der Berg hinter dem See zeigt sich schon bald von einem dünnen Nebelschleier umhüllt in der Sonne.

Der Pragser Wildsee wirkt wie ein Spiegel.

Als farblicher Kontrast dienen die braunen Boote. Ich komme mir vor wie ein Künstler, der auf Knopfdruck Bilder malt – eins nach dem anderen. Ich kann fast nicht mehr aufhören, bin voll in meinem Element, voll im Flow. Durch den Spiegel des Sees wirkt es, als würden die Boote im Himmel fliegen. Nun rutscht mir fast ein Brunftschrei heraus, so inbrünstig wie der des Hirsches in der Nacht. Aber nicht, um die "Influencerinnen" anzulocken, die ebenfalls frühmorgens etwa 100 Meter Luftlinie entfernt von mir zahlreich alle auf dem gleichen Hügel sitzen – im Gegenteil. Aus purer Freude.

Ein Moment, der haften bleibt, der eine solche Reise ausmacht.

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