Schlaraffenland

Das Gefühl von Geborgenheit ist wie eine warme Decke an einem kalten Tag.
— Unbekannt

22.09.2024

Plötzlich finde ich mich inmitten von Apfelbäumen wieder. Apfelbaumfelder, soweit das Auge reicht. Und das sind nicht Apfelbäume mit ein paar Äpfelchen dran.

Sie sind gerammelt voll mit grossen, saftigen Äpfeln.

Ich habe noch nie so viele Äpfel an einem Baum gesehen, geschweige denn so viele Apfelbäume.

Hier steht Baum an Baum in Reih und Glied, einer voller als der andere. Teilweise sieht man Bauern, die ernten. Die Ernte scheint eben erst begonnen zu haben. Ich kann mich nicht zurückhalten, greife mir auch einen Apfel und beisse herzhaft hinein. Mmmmh... Saftig und fein. Ich erfreue mich allerdings nicht nur an den Früchten, sondern auch an dem tollen Fahrradweg.

Bis Merano kann ich es heute gut rollen lassen. Dort ist mein erster Ruhetag geplant. Soll ja schliesslich auch eine tolle Therme haben. Morgens habe ich vom Hostel in Merano Bescheid erhalten, dass sie ausgebucht sind. Mein Gefühl sagt mir, dass ich mir keine Sorgen machen brauche, nichts weiter organisieren muss und trotzdem einfach zum Hostel gehen soll. Noch selten hatte ich ein so klares Gefühl, so verlasse ich mich darauf. Bestimmt hat jemand abgesagt. Im Hostel entgegnet mir eine genervt wirkende Dame eher unfreundlich, dass sie tatsächlich ausgebucht seien. Kann es sein, dass mich mein Gefühl getäuscht hat? Sie steckt mir ein kleines Zettelchen zu, ich könne mich sonst da melden, es sei gleich um die Ecke. Das mache ich, mit einem Funken Hoffnung, dass ich doch keinen Vertrauensbruch gegenüber meiner eigenen Gefühlswelt erlebe. Und siehe da: Kurz darauf finde ich mich in einem kleinen, sauberen Zimmer einer sehr netten privaten Gastgeberin wieder, sogar mit Küche.

Mein Vertrauen in meine Gefühle ist gestärkt.

Meist kommt es einfach etwas anders heraus, als man es sich ausgemalt hat.

Nach einem Spaziergang im schmucken Merano, bei dem ich einen sehr eindrücklichen Regenbogen sehe und einkaufen gehe, koche ich mir so viel, dass ich mich mehr als satt essen kann. Am nächsten Tag wartet die Therme mit Saunenlandschaft, Honig-Dampfbad, Schneekammer, und was man sich sonst noch so alles wünschen kann, auf mich. Vorher gibt es aber noch ein reichhaltiges Frühstück von Wally. Auch die Wäsche macht sie mir. Ich fühle mich bei ihr geborgen. Sie hat das gleiche Alter wie meine Mum. Ich denke, dass sie mich nicht nur deshalb etwas an sie erinnert. Ich bleibe zwei Nächte. Erholung pur, das war nötig. Etwas widerwillig verlasse ich dieses Schlaraffenland nach zwei Nächten wieder, gestärkt und in duftenden Kleidern.

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