Offenbar wurde hier in der Nähe irgendein Rohstoffvorkommen gefunden, wie mir Abdulrahman erzählt. Seither wird nichts mehr in diesen Ort investiert, es gibt fast nichts und viele sind schon weggezogen. Vielleicht werden auch Abdulrahman und seine Familie sowie alle anderen hier in naher Zukunft einmal wegziehen müssen. Dies jedenfalls wird gemunkelt. Schon wieder eine mögliche Zwangsumsiedlung, von der ich Wind bekomme. Wir fahren zu seinem Elternhaus und wiederum darf ich im mit Teppichen ausgelegten Gästeraum schlafen.
Doch vorher gehen wir noch in die kleine örtliche Moschee. Abdulrahman ist hier Muezzin und ich darf ihn beim Ausrufen des Abendgebets beobachten.
Zwischen zwei bis zehn Personen kommen jeweils zu den fünf Gebeten jeden Tag, zum heutigen Abendgebet sind es drei. Er erzählt mir, dass er für seinen Nebenjob zukünftig keinen fixen Lohn mehr erhalten wird und weiss noch nicht, ob er es unter diesen Bedingungen weiterhin machen will. Offenbar unterliegt also auch die örtliche Glaubensgemeinschaft einem Spardruck. Die Nächte hier sind kalt. Dick eingehüllt in einem von meinem neuen Freund ausgeliehenen Mantel geht's zurück zu seinem Zelt, das etwas ausserhalb des Dorfes fix aufgebaut ist. Wir machen ein grosses Feuer. Freunde kommen vorbei. Sie verbringen fast jeden Abend gemeinsam hier, meint Abdulrahman. Im Dorf gibt es ja auch kaum was zu machen abends.
Ich frage alle in der Runde, was sie arbeiten. Zu meiner Überraschung haben alle entweder einen Job beim Militär oder sonst beim Staat oder aber sie arbeiten gar nicht, was hier nicht so ein Problem zu sein scheint. Abdulrahman bietet mir selber gemachte Ziegenmilch-Biskuits an, die zwar gewöhnungsbedürftig, mir aber irgendwie auch überraschend gut schmecken, weswegen ich eher zu viele als zu wenige davon esse. Dabei wurde ich gewarnt, dass sie die Gasbildung fördern. Einer der Freunde probiert auch eines, mag es aber gar nicht. Es wird zum Running Gag, dass ich ihm immer wieder davon anbiete.