Grün

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum.
— Johann W. von Goethe

08.10.2024

Ich bin froh haben wir in Mostar einen Ruhetag eingelegt. Ich spüre, dass ich wieder mehr Kraft in den Beinen habe. Grünes Licht also für die Weiterfahrt.

Die wiedergewonnene Kraft ist auch nötig, denn kurz nach Mostar steht gleich ein Anstieg von rund 1000 Höhenmetern an.

Die Strasse schlängelt sich um eine Burgruine.

Wir erreichen schliesslich eine Hochebene. Diese Weitsicht!

Eine Kuhherde weidet uneingezäunt.

Die Graslandschaften glänzen in saftigem Grün. Ein Flüsschen mäandriert gemächlich durch die Landschaft. Wir überqueren es und spielen auf der Brücke fotografisch mit unserem Schattenbild.

Überhaupt können wir fast nicht mehr aufhören die Kamera umherzuschwenken. Es gefällt uns hier so sehr, dass wir kurzerhand entschliessen, hier zu übernachten, obwohl das eigentlich angedachte Tagesziel noch in relativ weiter Ferne liegt, wir heute noch nicht wirklich auf einen grünen Zweig gekommen sind. Der Sonnenuntergang bietet das erwartete Spektakel, auch wenn es etwas zu wolkenlos ist für noch mehr Drama.

Ein Sumpfgebiet in der Nähe unserer Zelte lädt zu Spiegelbildfotos ein. Zum Glück wissen wir da noch nicht, was uns in der Nacht erwartet…

Ich wache um 1 Uhr ein erstes Mal auf. Dringendst muss ich ein grosses Geschäft erledigen. Oder besser gesagt ein ziemlich flüssiges. Das heisst: So rasch wie möglich aus dem Schlafsack, sofort die grüne Trainerhose anziehen, raus in die sehr kalte, dunkle Nacht und irgendwohin rennen, wo ich etwas abseits der Zelte bin.

Wieder hinlegen kann ich mich nicht für allzu lange Zeit. Zelten, Kälte und Durchfall, eine ziemlich giftige Kombination. Sch...on noch anstrengend. Beim dritten "Toilettengang" rennt auch Martin gleichzeitig aus dem Zelt und hinter einen Busch. Hat es ihn also auch erwischt. Bei ihm ist es allerdings erst das zweite Mal, wie er mir zuruft. Dabei blieb es bei ihm auch. "Alle guten Dinge sind drei", denke ich mir und bin optimistisch, dass dies mein letztes Mal war.

Denkste! Ist ja auch kein gutes Ding. Ganze sechs Mal in dieser Nacht dasselbe in grün, respektive braun. Jedes Mal renne ich in höchster Eile um die Büsche! Alle schlechten Dinge sind also offenbar zwei mal drei. Der Grund ist am nächsten Morgen schnell gefunden: Da sie uns in einem Restaurant in Mostar Leitungswasser gegeben haben, ohne, dass dies bei uns Probleme verursacht hätte, dachten wir, dass uns auch das Leitungswasser des Hostels genehm ist. Da waren wir offenbar ziemlich grün hinter den Ohren.

Erholsam war die Nacht jedenfalls nicht. Dafür werden wir mit einem tollen Sonnenaufgang inklusive Nebel etwas entschädigt.

Als wir dann merklich geschwächt durch ein wunderschönes Tal fahren, grummeln unsere Mägen zwar noch etwas, doch das Schlimmste ist definitiv überstanden. Langsam also wieder alles im grünen Bereich.

Bekannte von mir, die rund zwei Wochen vor uns durch den Balkan gefahren sind, machen mich auf eine Route aufmerksam, die zwar einen steinigen, steilen Weg beinhaltet, jedoch schön sein soll und die Möglichkeit bietet, über die „grüne Grenze“ nach Montenegro zu gelangen. Da Drohnen in Montenegro nicht erlaubt sind und mir so die Grenzkontrolle erspart bleibt, entscheiden wir uns für diesen Weg. Montenegro, wir kommen!

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Feuer

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Martin