Mut

Mut verhindert Erfahrungsarmut.
— Eigenes Zitat

30.08.2024

Grundsätzlich habe ich mich noch nie als besonders mutigen Menschen gesehen: Einen Köpfler vom 3-Meter-Turm übersteigt bereits mein Level an Mut. Wenn ich mich mal in einem Spielcasino wiederfinde, setze ich am Roulette-Tisch höchstens den Minimalbetrag und wundere mich über die Beträge anderer Spielenden. Bei Alltagsentscheidungen, und sei es auch nur die Wahl eines Müesli im Laden, brauche ich mehr Zeit als "Otto Normalverbraucher", aus Angst vor Fehlentscheidungen. Die Entscheidungszeit steigt exponentiell mit dem Preis und der Tragweite der Kaufentscheidung. Bei einem Laptopkauf beispielsweise geht dem Kauf tagelanges Recherchieren voraus.

Wenn ich Menschen in meinem Umfeld von dieser Reise erzähle, entgegnen sie mir oft, wie mutig dies sei. Ich frage mich dann jeweils: Ist es wirklich Mut? Bin ich vielleicht doch mutig? Um mutig zu sein bedarf es einer aktiven Entscheidung. Ich habe so einen starken inneren Drang, auf diese Reise zu gehen, dass es sich gar nicht wirklich nach einer aktiven Entscheidung anfühlt.

Allerdings: Ich verspüre diesen inneren Drang schon seit einigen Jahre und bin in Vergangenheit noch nicht abgefahren.

Es gab immer Gründe. Sei es der, dass ich nicht alleine gehen wollte und niemand da war um gemeinsam zu gehen, oder Corona oder einen Krieg irgendwo auf der geplanten Route. Gründe, um nicht zu gehen, würden sich auch jetzt einfach finden lassen. Auch jetzt ist geplant, dass ich einen grossen Teil der Reise alleine mache. Corona und damit verbundene Reisebeschränkungen sind zwar kein Problem mehr, aber vor kurzem sind die Affenpocken in der Region Uganda/Ruanda ausgebrochen und mit Malaria oder beispielsweise der Schlafkrankheit erwarten mich nach wie vor viele mögliche Krankheiten mit unabsehbaren Folgen. Und Kriege gab es wohl kaum je so viele auf der ursprünglich geplanten Route (nach Europa das sogenannte Cairo to Cape, also von Kairo nach Kapstadt) und auf Alternativrouten wie jetzt: Sudan, Ostkongo und auch im nahen Osten mit Auswirkungen auch auf Ägypten, zudem Unruhen in Äthiopien.

Es gibt immer Gründe. Viele Menschen haben auch einen Traum, setzen ihn aber nie in die Realität um. "Bald" und "später" können rasch zu "nie" werden. Aufschieben, der Weg des geringsten Widerstandes.

Es scheint also doch an einem gewissen Punkt eine Entscheidung zu brauchen: Nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Dem eigenen Herzen folgen. Auf die innere Stimme hören. Den eigenen Traum durchziehen. Den eigenen Traum leben.

Ich bin überzeugt davon, dass es nie eine Fehlentscheidung sein kann, dem eigenen Herzen zu folgen. Das gibt mir Sicherheit: Eine Fehlentscheidung wird es auf keinen Fall gewesen sein, egal wo mich die Reise hinführt.

Ein starker innerer Drang, eine laute innere Stimme hilft natürlich. Aber es nimmt einem diese Entscheidung nicht ab. Nichts und niemand nimmt einem diese Entscheidung ab. Und so darf ich mich, zumindest einmal in meinem Leben, wohl doch ein wenig mutig nennen. 

Zurück
Zurück

Vorbereitung

Weiter
Weiter

Idee