Vorbereitung

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete
— Sprichwort

13.09.2024

Es gibt Menschen, die ein Vorhaben möglichst früh planen. Und dann gibt es Menschen wie mich. Ich plane meist nicht allzu weit im Voraus, sondern dann, wenn es nötig ist. Und meistens fahre ich sehr gut damit.

Sofia ist da anders als ich. Das zeigt sich zum Beispiel auch, wenn wir gemeinsam einen Zug nehmen. Sie möchte am liebsten zehn Minuten vorher da sein, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Für mich ist das verlorene Zeit. Wenn ich sehe, dass ich zehn Minuten vor Abfahrt am Bahnsteig wäre, gehe ich lieber noch einkaufen oder versuche, die Zeit anderweitig zu nutzen.

Alle Fahrradtaschen, die Actionkamera, eine Powerbank und zwei von vier Sport-T-Shirts sind erst am Donnerstag, also zwei Tage vor der Abfahrt, bei mir angekommen. Die Taschen mit allem Material haben wir am Vorabend der Abfahrt, irgendwann kurz vor Mitternacht, zum ersten Mal am Fahrrad befestigt. Und es hat funktioniert.

Schon länger wusste ich, welchen Sattel ich möchte. Als ich ihn dann rund eine Woche vor Abreise kaufen gehen wollte, war er ausverkauft und bis Mitte Oktober nicht mehr lieferbar. Das war ein Schlag. Doch sofort griff ich zu meinem Handy und schaute nach, ob er auf Ricardo oder Tutti vielleicht noch zu haben wäre. Und siehe da: Auf Tutti war ein neuwertiges Stück ausgeschrieben und dies sogar in Bern, günstiger als der Neupreis. Am nächsten Tag habe ich den Sattel abgeholt. Manchmal braucht meine Planung auch etwas Glück.

Für Sofia, als "Früh-Vorbereiterin", ein Graus. Doch sie hat es mitgemacht und mich in den Tagen vor der Abfahrt tatkräftig beim Packen und Organisieren unterstützt. Dafür gebührt ihr grosser Dank! Wie so oft ergänzen sich zwei unterschiedliche Typen am Ende eben doch gut.

Die Routenplanung ist für mich ein anderes Thema, da überlasse ich möglichst wenig dem Zufall. Im Nachhinein zu erfahren, dass ein Highlight in der Nähe meiner Route gelegen hätte, ich es aufgrund von Unwissen verpasst habe, wollte ich verhindern. Auch hier gibt es zwei Extrem-Typen und natürlich Schattierungen dazwischen: Es gibt Fernradler*innen, die mehr oder weniger ins Blaue fahren, ohne wirklich einen Plan zu haben. Das könnte ich nicht. Bereits über ein Jahr vor Reisebeginn habe ich mich, meist abends im Bett, stundenlang mit möglichen Routen beschäftigt, habe geplant, verworfen und verschiedene Optionen eruiert. Klar ist, dass letztlich im wahrsten Sinne des Wortes auch eine "rollende" Planung nötig ist. Flexibilität ist gefragt. Wetter, Körper, Strassen, es gibt so viele Einflussfaktoren. Zu Hause habe ich eine Afrikakarte aufgehängt und alle Orte meines Interesses mit Stecknadeln markiert. Als wir die Karte aufhängten, wurde mir bewusst, wie riesig dieser Kontinent Afrika ist! Auf Weltkarten wird er meist verzerrt dargestellt, da er am Äquator liegt. Die Osteuropa-Karte daneben im gleichen Massstab war im Vergleich klein.

Der Vorbesitzer meines Fahrrads (es ist ein Secondhand-Rad, das bereits Südamerika von Patagonien bis Kolumbien gesehen hat) war bezüglich Routenplanung das Gegenteil von mir – Typ "Ins-Blaue-Fahrer". Ich habe ihn dafür bewundert. Und er hat mich für meine Planung bewundert. So unterschiedlich sind wir Menschen, selbst wenn wir ähnliche Dinge tun.

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Mut