Bereits der Eingang ist spektakulär: Auf beiden Seiten ragen eindrucksvoll hohe Felswände empor. Ich komme mir klein vor mit meiner Eisernen Wilma.
Aus dem Fahrradstossen wird ein Fahrrad-mit-aller-Kraft-irgendwie-fortbewegen.
Der Sand ist tief. Nur schon wenige Meter kosten ungemein viel Kraft. Auf den Bildern habe ich immer etwas Wasser gesehen und mir entsprechend gedacht, dass die Passage mit dem Fahrrad mehrheitlich zu befahren ist. Doch offenbar hat es hier schon lange nicht mehr geregnet. Bei Regen kann sich ein solches Wadi rasch in einen reissenden Fluss verwandeln. Jetzt bin ich es, der reissen muss, und zwar das Fahrrad. Manchmal hat es etwas Steine auf der Seite, die das Stossen ein wenig einfacher machen. Doch meist kann ich dem tiefen Sand nicht ausweichen.
Das Grün von Palmen und Sträuchern kontrastiert schön zum Rot der Felswände und dem Hellbraun des Sandes.
Ich halte immer wieder an, einerseits zum Verschnaufen, andererseits, um die Umgebung trotz dem schweisstreibenden Kraftakt in seiner ganzen Schönheit bestaunen zu können.
Nach ungefähr vier Kilometern im Wadi bin ich am Ende meiner Kräfte. Klingt nach nichts, ist mit einem rund 60 Kilogramm schweren Fahrrad, inklusive Gepäck, in diesem tiefen Sand jedoch eine Bravourleistung. Und müde Beine von gestern habe ich ja auch noch. Geruhsamer Tag dann ein anderes Mal. Ich sitze auf einem Stein und esse Datteln, die ich von Salah bekommen habe.
Und warte.
Am Morgen hatte ich zwei Autos in meine Richtung fahren sehen. Nun fährt nur eines in die Gegenrichtung. Ich warte weiter. In den Felsen erkenne ich immer mehr Gesichter. Es ist, als würden sie auf mich herabsehen. Die meisten ziehen eine Fratze. Doch ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Es wird bestimmt noch ein Auto kommen, das mich auf die andere Wadi-Seite fahren kann. Irgendwoher nehme ich das Vertrauen, dass es klappen wird. Im schlimmsten Fall zelte ich halt hier, obwohl das offiziell verboten ist.