Schweizer

Viele verschiedene Blumen ergeben einen Strauss.
— Islamisches Sprichwort

02.12.2024

Rote Tomaten auf weissem Pickup - mein heutiger erster Gesprächspartner, gleich auf der Strasse 30 Meter vom Zeltplatz entfernt, hat extra angehalten, um von mir zu erfahren, wer ich bin und wohin ich gehe. Und er gibt mir, zu beidseitiger Freude, vier seiner Tomaten mit. Ich hätte auch mehr haben können, doch die muss ich ja dann auch alle schleppen.

Nach "How are you?" ist die zweite Frage hier in Saudi-Arabien meist "Where are you from?".

Wenn ich jeweils antworte, dass ich aus der Schweiz komme, sind hier alle ganz aus dem Häuschen. Offenbar hat die Schweiz in Saudi-Arabien ein sehr gutes Image. Die folgende Strasse wirkt wie eine Achterbahn, es geht hoch und runter.

Nicht viel später werde ich aus einem Auto heraus wiederum gefragt: "Where are you from?". Ich bin überrascht, denn das ist ein Touristenpärchen. Bisher habe ich in Saudi-Arabien, ausserhalb vom Hotel in Tabuk, noch überhaupt keine anderen Touristen gesehen. Und im Hotel Different in Tabuk auch nur andere Araber getroffen.

Schnell stellt sich heraus, dass sie sogar aus der Schweiz kommen. Was für eine Freude, wieder einmal Schweizerdeutsch sprechen zu können! Waldemar und Sandra geben mir nicht nur einen Hotspot, um kurz nach Hause schreiben zu können, dass alles in Ordnung ist, sondern auch noch feine Feigen und die Info, dass ein interessanter Mushroom-Rock auf dem Weg nach Al'Ula zu finden sei.

Auch sie sind auf dem Weg nach Al'Ula, nur natürlich mit Mietauto einiges schneller. Wir tauschen die Telefonnummern aus, und ich mache sie auf meine Webseite aufmerksam.

In einer App habe ich gesehen, dass an einem bestimmten Ort gratis Wasser zu holen ist. Ich hoffe, dass dem auch wirklich so ist, da mir langsam das Wasser ausgeht. Und tatsächlich lässt sich exakt an vermerkter Stelle Wasser mit gutem Druck aus einem hochgestellten Tank abfüllen. Solche Wassertanks werden hier in Saudi-Arabien immer wieder zur Verfügung gestellt, insbesondere in der Nähe von Moscheen.

Ein rotes Schild mit weisser Schrift weist darauf hin, dass irgendeine Strasse gesperrt sei. Welche Strasse nur? Keine Ahnung. Hoffentlich einfach nicht meine. Eine Eselherde überquert die Strasse.

Plötzlich finde ich mich in steilen Felswänden wieder, die Strasse scheint sich hier durch den Felsen gebohrt zu haben.

Und dann geht’s runter mit Sicht auf Palmenhaine. Palmen!

Die habe ich bisher noch kaum gesehen. Es wirkt wie eine Oase. Der dazugehörende Ort ist klein. Kurz darauf komme ich an meinem Zeltplatz an.

Hier gibt es ganz spezielle Felsformationen.

Eine sieht aus wie ein Menschenkopf. Ein anderer wandelt sich je nach Perspektive von einem überraschten Gesicht zu einem Entenkopf mit offenem Mund. Gleich hinter der Ente stelle ich mein Zelt.

Beim anschliessenden Spaziergang entdecke ich Skelettstücke und in Stein geritzte Zeichnungen. Wie alt diese Zeichnungen wohl sind? Wieviel ich doch heute wieder erlebt habe, was mir als Schweizer fremd vorkommt!

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Al'Ula

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