Campari

Der Löwe braucht nicht die ganze Welt, um ihn zu fürchten, nur diejenigen, die ihm am nächsten sind.
— AJ Darkholme

31.01.2025

Nach unserem letzten Nachtessen auf dem Campingplatz Songbird ruft uns Campingbesitzer Hannington nach draussen. Elefanten sind zu hören und mithilfe seiner Taschenlampe auch bald darauf zu sehen. "Da muss irgendwo ein Löwe in der Nähe sein", meint der erfahrene Mann anhand der aufgeregten Elefanten. Und tatsächlich geht es nicht lange und wir sehen vier reflektierende Augenpaare in der Dunkelheit, die augenscheinlich Löwen gehören. Bald darauf ist Hyänen-"Lachen" zu hören. Offenbar wurde wieder in der Nähe des Campingplatzes ein Tier gerissen. Und dann taucht plötzlich ein weiteres Augenpaar in der Finsternis auf. Die Gangart des Tieres verrät seine Spezies: Ein Leopard! Das alles beobachten wir weiterhin gleich vom Restauranthaus des Campingplatzes aus. Unglaublich.

Safari auf dem Campingplatz. Dafür muss erst noch ein Wort erfunden werden. Wie wäre es mit Campari?

Einen solchen könnten wir nun sowieso gebrauchen, nach allem was wir hier sehen und auch schon erlebt haben. Mit Ausnahme des Nilpferds, welches allerdings durchaus auch ab und zu auf diesem Camping gesichtet wird, haben wir inzwischen nämlich schon alle sogenannten Big 5 gesehen!

Hannington erzählt uns, dass auch schon Gäste auf dem Weg von hier zu ihrer Lodge von einem Leoparden überrascht wurden. Passiert sei aber nie etwas. Trotzdem lassen wir uns heute Abend von Hannington zur Lodge begleiten, in der wir nach wie vor anstelle unseres Zeltes schlafen dürfen.

Nach einem gemeinsamen Foto am nächsten Tag, fahren wir zusammen mit Sam und Anja los in Richtung Queen Elizabeth Nationalpark.

Dieser Nationalpark ist einer der wenigen in Afrika, den man tatsächlich mit dem Fahrrad befahren darf. Und das, obwohl er vor allem für seine "tree climbing lions" bekannt ist. Immerhin müssten die Löwen erst vom Baum herunterklettern, beruhigen wir uns. Und zu viert fühlt man sich auch gleich viel sicherer als allein. Etwas weniger Angst zu haben ist durchaus rational.

Immerhin sinkt das persönliche Risiko durch die Gruppe auf ein Viertel, da die Löwen bei der Jagd meist auf ein einzelnes Ziel fokussieren.

Doch gefährlich können nicht nur Löwen sein. Kurz nach Parkeingang sehen wir zwei Elefanten in der Ferne. Kurz darauf überquert einer in rund zehn Meter Entfernung die Strasse. Wir stoppen, um ihn nicht zu erschrecken. Es folgen Büffel, Antilopen, Paviane und in einem Sumpf Nilpferde.

Jeden Baum scannen wir nach Löwen. Auf einmal höre ich tatsächlich ein Knurren. War das ein Löwe? Oder vielleicht doch nur Sams Magen neben mir? Ich getraue mich nicht zu fragen. Einfach schnell weitertrampeln. Wir fahren heute alle ein bisschen schneller als sonst.

Doch insbesondere Sofia geht ab wie eine Rakete.

Und vermutlich ist es nicht der Buschbrand, an dem wir vorbeifahren, der ihr Feuer unter dem Hintern macht.

Trotzdem kommt auch sie nicht auf dem Mond, sondern heil auf dem geplanten Campingplatz an, knapp ausserhalb des Queen Elisabeth Nationalpark, wie wir alle.

Darauf stossen wir abends an, anstelle von Campari allerdings mit Wasser.

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