
Schimpansen
„Die ersten Menschen waren nicht die letzten Affen.“
30.01.2025
Wir gehen auf ein Schimpansen-Trekking. Wir, das sind neben uns auch Anja, Sam und Hannes, die anderen Fahrradreisenden vom Campingplatz. Um das Kalinzu Forest Reserve zu erreichen, brauchen wir ein "boda boda", ein Motorrad-Taxi. Obwohl man hier manchmal bis zu vier oder gar noch mehr Personen auf einem Gefährt sieht, wird uns gesagt, dass wir wegen einem Polizeiposten auf dem Weg je ein "boda boda" mit Fahrer mieten müssen. Kurz vor Sonnenaufgang steht unsere Motorrad-Gang bereit.
Die ersten Sonnenstrahlen tauchen die Landschaft in goldenes Licht.
Hügel rauschen wie grüne Wellen an uns vorbei. Die gewonnene Höhe lässt uns auf die Savannen- und Buschlandschaft des Queen Elizabeth Nationalparks herunterblicken und wir erhaschen den Blick auch auf verschiedene kleine hübsche Seen. Nach rund einer Stunde Fahrt kommen wir an. Andere schliessen sich ebenfalls unserer Trekkinggruppe an.
Während wir durch Teeplantagen marschieren ziehen Nebelschwaden durch den angrenzenden Urwald. Trotzdem finden einzelne Sonnenstrahlen das Grün der verwobenen Baumstämme und verleihen dem Geäst ein Glitzern.
Neben Schimpansen leben auch Leoparden hier.
Dies der Grund, weshalb uns ein Mann bewaffnet mit Gewehr folgt.
Unsere Guide ist dagegen mit Handy und Machete bewaffnet. Mit ersterem ist sie in Verbindung mit den Trackern, die von 6 bis 18 Uhr im Wald sind und einer Schimpansen-Familie folgen, sobald sie fündig werden. Schlafnester, welche die Schimpansen jeden Abend von Neuem aus Zweigen basteln, angefressene Früchte und Kothaufen helfen ihnen bei ihrer Suche.
Wir folgen erst kleinen Trampelpfaden durchs Dickicht. Einige Bäume sind zur Orientierung und Kommunikation unter den Parkmitarbeitenden mit Zahlen gekennzeichnet. Plötzlich hören wir Schimpansen-Gebrüll:
Wir verlassen den Trampelpfad. Unsere Guide zückt ihre Machete und bahnt sich einen Weg durchs Dickicht.
Grosse rote Ameisen haben offenbar keine Freude daran. "Piss off", scheinen sie uns sagen zu wollen. Doch trotz ihrer schmerzhaften Nachricht lassen wir uns nicht davon abhalten, zu den Tieren zu gelangen, die dem Menschen genetisch am nächsten stehen. Und nachdem wir auch noch einen Bach überquert haben, sehen wir sie plötzlich weit oben in den Bäumen.
Dabei werden uns folgende spannende Fakten über diese Tiere mitgegeben:
Jedes Tier hat seine eigene Persönlichkeit.
Ihre Laute haben unterschiedliche Bedeutungen, wie Gefahr, Nahrung oder Lokalisierung (unsere Guide macht diese zur Veranschaulichung nach).
Sie ernähren sich hauptsächlich vegetarisch, lieben Früchte. Doch auch andere Tiere wie Termiten, Buschbabys oder andere Affenarten können auf dem Speiseplan stehen, wobei sie letztere oftmals gemeinsam auf brutale Art und Weise wortwörtlich zerreissen.
Sie leben polygam in Gruppen, die bis zu 150 Mitglieder haben können und sich von Zeit zu Zeit in kleinere Untergruppen aufteilen und später wieder zusammenkommen (sogenannte Fission-Fusion-Gemeinschaften). Dabei werden sie von einem Alphamännchen geführt, das bei der Weibchenwahl Vortritt hat.
Die Mutter-Kind-Beziehung ist ein Leben lang eng. Die Mutter bringt dem Jungtier die Werkzeugherstellung und -nutzung bei um beispielsweise Termiten auszugraben.