Schwarze Magie

Vertrauen ist nicht das, was wir glauben zu haben, sondern das, was wir haben, um zu glauben...
— Makus Monthaler

22.01.2025

Ein Mann im gesetzten Alter hat zwei Söhne. Beiden gibt er ein Stück Land und eine Kuh.

Der Eine beginnt, sein Stück Land zu bewirtschaften und melkt die Kuh jeden Tag. Der Andere verkauft seine Kuh und lässt das Stück Land verkümmern. Als der alte Mann stirbt, vermacht er all sein Land und seine Tiere Ersterem.

Einige Monate später schwellt der Bauch vom Günstling, selbst auch schon Vater, an. Monatelang klönt er über Blähungen und damit verbundenem Schmerz, zudem kaum auszuhaltender Verwesungsgestank. Die Familie geht mit ihm von Krankenhaus zu Krankenhaus, doch kein Arzt kann ihm helfen.

Steckt vielleicht schwarze Magie dahinter?

Da die Familie keinen anderen Ausweg mehr sieht, besucht sie schlussendlich gemeinsam auch eine Magierin. Diese sagt ihnen, dass sie reichlich spät kommen und sie ihnen womöglich nicht mehr helfen könne. Es handle sich aber tatsächlich um einen Fluch schwarzer Magie, die von seinem Bruder komme, der beim Erben übergangen wurde. Falls sie nichts dagegen unternehmen würden, wird nicht nur die betroffene Person sterben, sondern ein paar Monate später auch jemand anderes in der Familie daran erkranken.

Sie trägt ihnen auf, ihr eine Ziege, Bananen-Gin, Ananas-Bier, eine bestimmte Summe an Geld und ein frischgeschlüpftes Küken zu bringen. Die Familienmitglieder können nicht so wirklich daran glauben und hätten, abgesehen davon, auch Mühe, all dies in absehbarer Zeit aufzutreiben. Der erkrankte Familienvater stirbt. Wenige Monate später erkrankt auch dessen ältester Sohn, gleiche Symptomatik.

Sein Bruder, John, beschliesst alleine, dieselbe Magierin nochmals aufzusuchen. Diese gibt ihm nochmals den gleichen Auftrag. John kann alles organisieren, bis auf das Küken. Ein solches wird ihm niemand einfach so geben, da jeder im Dorf weiss, dass damit schwarze Magie betrieben wird. Zurück bei der Magierin beharrt diese darauf, dass es ohne Küken nicht gehe.

Als Tourguide erzählt John zwei Touristinnen von seinem Dilemma. Schlussendlich bringt er sie dazu, mit ihm zu einem Haus zu kommen, wo Küken frisch geschlüpft sind und die Besitzer abzulenken, während er ein Küken unbemerkt in seine Hosentasche stopft. Da dieses in der Tasche allerdings piepst und pickst, muss er es mit seiner Hand zerdrücken, um nicht aufzufallen. Die Magierin hatte schliesslich nicht gesagt, dass das Küken noch am Leben sein muss. Am Telefon bekommt er von dieser die Anweisung, das Küken beim Grab seines Vaters zwischen Kopf und Kreuz zu vergraben. Gesagt, getan. Am nächsten Morgen wacht Johns Bruder, wie durch ein Wunder, ohne jegliche Beschwerden auf. Sein Onkel, der den Fluch in die Welt gesetzt hatte, stirbt kurz darauf.

John erzählt uns diese Geschichte seiner Familie.

John ist unser Tourguide für die heutige "Cultural Tour" und die Wanderung hin zum "Top of the world".

Neben schwarzer Magie erfahren wir auch einiges über Früchteanbau.

So zum Beispiel, dass die Bananen- und Vanillepflanze eine Symbiose eingehen, erstere von zweiteren vor Schädlingen geschützt wird, während zweitere erstere als Kletterhilfe nutzt. Auch der Prozess des Kaffeeröstens und des Bohnensäens, wobei die Bohnensamen mittels Mund in die Erde gespuckt werden, wird uns vorgeführt.

Dann allerdings beginnt es heftig zu regnen.

Als auch die Bananenblätter als Regenschirmersatz nichts mehr taugen...

… finden wir Unterschlupf auf einer riesigen Terrasse mit bester Sicht auf einen der drei Seen. Es ist die Terrasse eines Hauses, das ein Däne während Corona zurückgelassen hat und nicht mehr zurückgekehrt ist. Seither steht es leer.

Wir beschliessen, nicht mehr zum "Top of the world"-Aussichtspunkt zu gehen. Während die Regentropfen auf das Terrassendach trommeln, trommelt die unglaubliche Geschichte der schwarzen Magie auf uns ein. Als sie zu Ende erzählt ist, ist auch der Regen vorbei. Und lässt uns etwas ratlos zurück.

Wir machen uns auf zurück ins Dorf, wo als "krönender Abschluss" noch eine Ananas-Bier- und Bananen-Gin-Degustation auf uns wartet. Wir finden beides ungeniessbar und verschenken es unseren bereits angeheiterten Sitznachbarn aus dem Dorf weiter.

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